
Was ist legitimer Genuss?
– Ein Seminarblog zu Diskursen
über Dubaischokolade, Canabis, Fleisch und Wein
Was heißt es, zu „genießen“, was steigert unser Wohlbefinden? Was gilt in verschiedenen sozialen Gruppen als legitimes „Genussmittel“ und was gilt nicht als Genussmittel, sondern als ‚Verschwendung‘, ‚Missbrauch‘ oder ‚Drogen‘? Wie prägen sprachliche und bildhafte Zeichen unsere Vorstellung von ‚Genuss‘ und welche Rolle spielen dabei soziale Herkunft, Medien, Politik und Ökonomie? Wie wird über die öffentliche Debatte zur Akzeptabilität von Genussmitteln ausgehandelt, was in einer Gesellschaft als ‚normal‘ oder ‚anormal‘ gilt, wie werden soziale Macht und Ungleichheit reproduziert? Welche Sprach- und Denkschablonen spielen hierbei eine Rolle und wie lassen sich diese methodisch zugänglich machen?
Diese Fragen waren Gegenstand eines forschungsnahen Projektseminars zur linguistischen Diskursanalyse in Theorie und Praxis mit Bachelor-Studierenden im Sommersemester 2025 unter der Leitung von Prof. Dr. Friedemann Vogel. Die Diskurslinguistik untersucht die Frage, wie konkurrierende Interessensgruppen (Parteien, Unternehmen, soziale Bewegungen) mithilfe von kommunikativen Zeichen und Praktiken – lexikalischen und grammatischen Mitteln, Schlagwörtern, Argumentationsmustern, Metaphern und Kollektivsymbolen oder Bildmustern – versuchen, ihre Bedürfnisse und gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen gegen Konkurrenten durchzusetzen. Diskursanalytiker*innen wollen verstehen und beschreiben, wie mit Sprache das Handeln, Denken und Fühlen von Personengruppen beeinflusst und gesellschaftliche Machtbeziehungen reproduziert werden. Im Seminar wurden die Kernkonzepte der praktischen (empirischen) Diskursanalyse diskutiert und anhand kleiner Studienprojekte erprobt. Die Ergebnisse dieser Studienprojekte dokumentiert dieser Blog mit studentischen Beiträgen zu Diskursen über Dubaischokolade, Canabis, Fleisch und Wein.
Was ist legitimer Genuss? – Zur Einführung in das Thema
Ein Stückche "Schoki", ein "guter Tropfen", ein "gutes Steak" oder vielleicht doch lieber einen "gediegenen Joint"? Was wir als „Genuss“ empfinden und welche Genussmittel in unserer Gesellschaft als legitim gelten, ist oft vielschichtiger, als es auf den ersten Blick...